In den Metropolen Taiwans erwacht nach dem Sonnenuntergang eine surreale Welt, die mich mit der Zeit immer mehr in ihren Bann gezogen hat. Angetrieben von der Faszination der Neonlichter, begab ich mich mit der Kamera in der Hand auf die Straßen von Taipei, Kaohsiung, Tainan und Taichung, um diese nächtlichen Landschaften einzufangen.
Anders als in Europa dominieren in Taiwans Städten keine grellen Leuchtreklamen, sondern vielmehr ein subtiles Zusammenspiel von unzähligen Lichtern. Jeden Abend aufs Neue verwandeln sich die Metropolen des Landes in lebendige Gemälde, in denen die Schatten der Gebäude mit den leuchtenden Spuren der Nacht verschmelzen. Und irgendwie zog mich das magisch an.
Meine nächtlichen Streifzüge durch die Großstädte Taiwans glichen immer wieder aufs Neue einer Expedition ins Unbekannte. Das lag nicht nur an der Sprachbarriere, sondern auch am plan- und ziellosen Umherwandern auf der Suche nach besonderen Momenten und Orten. So war ich nach Einbruch der Dunkelheit teilweise stundenlang unterwegs, beobachtete das pulsierende Leben auf den Hauptstraßen, begab mich in spärlich beleuchtete Seitengassen und spürte an jeder Ecke den städtischen Herzschlag, der sich immer wieder ändert, sobald die Sonne untergeht und die Häuserfronten vom Kunstlicht überflutet werden.
Licht und Schatten verschmelzen auf den Fotos genau so wie Farben und Formen, Altes und Neues, Vergangenheit und Zukunft. Die nächtlichen Szenerien spiegeln dabei die Energie und Vitalität Taiwans wider und geben vielleicht auch ein wenig von den Träumen und Sehnsüchten der Menschen preis, die diese Städte bevölkern.