Auch bei meinem dritten Besuch vom Appletree Garden wurde ich nicht enttäuscht. Dieses kleine, gemütliche Festival in Diepholz macht einfach alles richtig, vom Booking bis zur Atmosphäre. Da ich das Appletree Garden Festival 2016 bereits ausgiebig beleuchtet habe, möchte ich hier sieben Acts vorstellen, die das diesjährige Line Up zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Den ersten Satz meines vorherigen Berichts muss ich übrigens wohl entschärfen: Das Wetter zeigte sich in diesem Jahr von seiner allerbesten Seite.
1. Confidence Man
Das Beste kam gleich zu Beginn: Am traditionell eher ruhigeren Anreisetag legten die Australier von Confidence Man ein Bühnenprogramm aufs Parkett, mit dem sie die Welt erobern möchten. Drei Zutaten machten dieses Konzert unschlagbar: Beats, die dem Big Beat und Madchester der 90er Jahre Tribut zollen, Melodien, die sich tagelang in die Gehörgänge schrauben und eine Performance, die jedem Gymnastikfan Freudentränen in die Augen treibt. Unbedingt anhören!
2. Noga Erez
Was für ein Energiebündel! Mit ihrem Debütalbum „Off the Radar“ im Gepäck hatte Noga Erez das vollgepackte Spiegelzelt komplett im Griff. Während das erste Album noch wilde Elektrosamples mit eingängigen Melodien vermengt, ist bei den neuen Songs ein deutlich raplastigerer Einfluss zu spüren. Der Atmosphäre tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Nur wenige bringen Wut, Politik und Popmusik derzeit so gut in Einklang wie sie.
3. Parcels
Diesen Australiern steht eine goldene Zukunft bevor: Parcels sind gerade dabei, sich zu den ganz Großen zu gesellen, wenn es um sonnendurchfluteten Indie-Pop geht. Hier haben die Booker wieder ein ausgezeichnetes Händchen bewiesen: Bereits 2016 beehrten sie das Appletree Garden Festival – doch wer weiß, welche Hallen sie bespielen werden, wenn ihr Debütalbum erst durch die Decke gegangen ist.
4. Dendemann
Endlich – er ist zurück! Nachdem die Glass Animals ihren Headliner-Auftritt absagen mussten, lieferte das Festival mit Dendemann einen mehr als würdigen Ersatz. Da die Zeit fehlte, um ein Bühnenprogramm zusammenzustellen, bestand ein Großteil der Show aus Improvisationen. Müßig zu sagen, dass der Dendemeister das mit Bravour hinbekommen hat. Nun fehlt nur noch das neue Album. Bring it on!
5. Olli Schulz
Nachdem ich den guten Olli bereits am Sonntag des Fusion Festivals live erleben durfte und dort aufgrund seiner melancholischen Setlist etwas irritiert war, war ich umso mehr auf seinen Headliner-Auftritt auf dem Appletree Garden Festival gespannt. Dieser Gig kam mir ausgelassener, bunter, fröhlicher vor – sowohl auf, als auch vor der Bühne. Und beim Song für seine Tochter, die am Bühnenrand stand, war ich sicher nicht der Einzige, dem ein schmachtendes Tränchen im Auge stand.
6. Von Wegen Lisbeth
Hierzulande schon lange kein Geheimtipp mehr, zogen die fünf Jungs von Von Wegen Lisbeth eine enorme Masse an textsicheren Fans vor die Bühne. Eine ausgelassenere Stimmung habe ich bei keinem anderen Konzert mitbekommen. Wenn alles gut läuft, werden die Lisbeths, wie so einige andere Bands in diesem Line Up, in nächster Zeit mühelos große Hallen füllen.
7. Her
Her spielen wunderbaren schwelgend-souligen Elektropop, der unter die Haut geht. Auf dem nächtlichen Slot der Waldbühne waren sie deshalb perfekt platziert. Viele Fotos konnte ich hier nicht machen, aber hey – man muss schließlich auch mal die Konzerte in voller Gänze genießen können 😉
Unterm Strich war das Line Up vom diesjährigen Appletree Garden Festival wieder vollgestopft mit grandiosen Bands, die man schon länger verfolgt und vielen Überraschungen, die man unbedingt im Auge behalten sollte. Dabei bleibt es bereits seit Jahren in der selben kompakten Größe, sodass die Wege nie zu lang sind, man sich auf dem Gelände schnell zurecht findet und sich die Festival-Crowd für ein Wochenende lang wie eine große Familie anfühlt.
Wie schön, dass sich manche Dinge nicht ändern.